Viele Existenzgründer „vergessen“ das Finanzamt

Viele Existenzgründer „vergessen“ das Finanzamt

Deutschlandweit bearbeiten die Finanzämter wieder unzählige Einkommenssteuererklärungen, die Selbstständige am 31. Mai abgeben mussten. Wenn der Steuerbescheid kommt, dürfte für einige Selbstständige jedoch das große Erwachen kommen, denn so mancher hat keine Rücklagen gebildet.

Immer mehr Deutsche entschließen sich, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Besonders stark sind die Zahlen bei den Alleinunternehmern angestiegen, doch diese Gruppe muss einen hohen Druck aushalten. Alle bürokratischen Hürden müssen allein genommen werden, Rechnungs- und Mahnwesen, Marketing und Werbung sowie die eigentliche Tätigkeit – alles liegt bei Solo-Unternehmern in einer Hand. Vor allem in der Anfangszeit ist die persönliche und berufliche Belastung groß. Jetzt müssen Kunden und Aufträge gewonnen werden, daneben muss Umsatz erwirtschaftet werden, um Miete, Strom und andere Ausgaben bezahlen zu können. Viele Existenzgründer verschieben steuerliche Angelegenheiten auf später oder schätzen das Finanzamt schlicht als unwichtig ein. Mangelndes Steuerwissen trägt ein Übriges bei, für Selbstständige ohne kaufmännische oder juristische Vorbildung ist es schwer, die mehr als 70.000 Steuergesetze zu durchschauen. Experten raten daher, alle Steuerangelegenheiten auszulagern und an einen Steuerberater zu übergeben. Doch auch dieser kostet Geld, das erst erwirtschaftet werden muss.

Hohe Nachzahlungen schaden dem Unternehmen

Existenzgründer können zahlreiche Fehler machen, die großen finanziellen Schaden nach sich ziehen. So kann sich etwa wirtschaftlicher Pessimismus negativ auswirken. Wird der Umsatz niedriger eingeschätzt als er am Ende des Geschäftsjahres tatsächlich ausfällt, sind hohe Nachforderungen vorprogrammiert. Die andere Seite der Medaille: Unternehmer leisten hohe Einkommenssteuer-Vorauszahlungen, weil sie positive Erwartungen hegen. Fällt der Umsatz dann niedriger aus, kommt es zu finanziellen Engpässen. Ehe das zu viel gezahlte Geld wieder zurückerstattet wird, vergehen wertvolle Monate. Vor allem die Entscheidung für oder gegen den Kleinunternehmerstatus ist eine wichtige. Wer hier seine zu erwartenden Umsätze zu niedrig einschätzt, gefährdet sein Unternehmen. Liegt das Einkommen doch höher, müssen Steuern nachgezahlt werden. Zum Problem wird nun die fehlende Ausweisung der Mehrwertsteuer auf den Rechnungen der Kunden, sie muss nun anderweitig aufgebracht werden. Auch in Sachen Gewerbesteuer herrscht oftmals große Unsicherheit, die Steuer wird von der Gemeinde erhoben, in dem sich der Geschäfts- oder Wohnsitz des Selbstständigen befindet. Die Unterscheidung in gewerbliche und freie Berufe ist nicht immer so offensichtlich, hier lohnt eine Beratung. Gründer, die es in den Anfangsmonaten und -jahren versäumen, sich ausreichend zu informieren, gefährden ihre finanzielle Unabhängigkeit sowie ihr Unternehmen.